Windeln und unsere Umwelt
In Deutschland werden durchschnittlich 783.830 Kinder pro Jahr geboren, also etwas mehr als Frankfurt am Main an Einwohnern (764.104) zählt. Weltweit sind es sogar 132.675.000 Neugeborene. Die meisten dieser Babys werden durchschnittlich 2,5-3 Jahre in Windeln gewickelt, bis sie selbstständig zur Toilette gehen können.
95 Prozent der in Deutschland geborenen Kinder werden in den ersten Jahren mit Einwegwindeln gewickelt. Ein Neugeborenes benötigt durchschnittlich 6 bis 8 Windeln pro Tag. In der gesamten Wickelzeit kommt man so schnell auf bis zu 5.000 Windeln pro Kind. Pro Tag werden also mehr als eine halbe Millionen Windeln verbraucht. Insgesamt ergibt das 154.680 Tonnen Windeln pro Jahr; und das alleine in Deutschland.
Da die am häufigsten genutzten Windeln nur zum Einmalgebrauch geeignet sind, landen sie anschließend im Müll. Entsorgt werden die Einwegwindeln in Deutschland im Restmüll. Von dort aus gelangt die Windel auf die Mülldeponie, wo sie anschließend in der Müllverbrennungsanlage ihr Ende findet. Auch wenn dies der bessere Weg ist, als sie bis zu ihrer vollständigen Zersetzung auf der Deponie zu lassen, hat auch die Müllverbrennung ihre Nachteile. Bei der Verbrennung der Einwegwindeln werden Schadstoffe freigesetzt, die unsere Umwelt stark belasten. In vielen anderen Ländern bleiben die Wegwerfwindeln auf der Deponie bis zum Verfall liegen. Schätzungen zur Folge benötigen Einwegwindeln ca. 500 Jahre zum Verrotten. In der Zwischenzeit setzen sie klimaschädliche Treibhausgase, vor allem Methan, frei. Laut der Deutschen Umwelthilfe hat Methan ein Treibhauspotential von 28 und wirkt somit in der Atmosphäre 100 Jahre lang 28-mal stärker als CO2. Somit verstärkt es den Treibhauseffekt und trägt trotz geringerer Menge in der Atmosphäre zu rund 20 Prozent zur Erderwärmung bei.
Diese Fakten sprechen für sich. Einwegwindeln verursachen deutschlandweit 10-20% des gesamten Restmüllaufkommens. Neben den immensen Müllbergen und freigesetzten Schadstoffen, bedeutet das auch eine finanzielle Belastung, vor allem für Eltern. Durchschnittlich liegen die Ausgaben für Windeln im Monat bei 25€. Je nach Einkaufsweg kommen hier noch Fahrt- oder Versandkosten und Aufwand hinzu. Doch nicht nur die Anschaffung schlägt zu Buche, sondern auch die Entsorgung. Deutschlandweit liegen die Kosten für die Abfallentsorgung durchschnittlich bei 312€ im Jahr. Jede Zusatzleerung des Abfallbehälters kostet extra. Bei einem oder gar mehreren Wickelkindern ist die Tonne schnell gefüllt.
Bedenklich sind nicht nur die großen Müllberge, sondern auch die Inhaltsstoffe, die in Einwegwindeln enthalten sind. Sobald ein Baby auf der Welt ist, machen sich Eltern andauernd Gedanken. Was ist das beste für mein Kind? Stillen oder Fläschchennahrung, selbst gekochte Kost oder Brei aus dem Glas, Spielzeug aus Plastik oder Holz - überall werden Inhaltsstoffe gecheckt; Zuckerfrei, bio, schadstofffrei, schadstoffgeprüft, plastikfrei, ohne PVC, nachhaltig etc. Nur bei Windeln, da wird kaum hinterfragt. Für Windeln gibt es keine Deklarationspflicht der Inhaltsstoffe. Aus diesem Grund ist es für Eltern oft schwierig herauszufinden, was da wirklich die Haut ihres Babys berührt. Wegwerfwindeln enthalten oftmals Lotionen, Parfüme, Zellstoff, superabsorbierende Polymere, Polypropylen und Polyethylen. Eine dünne Plastikschicht bildet die Außenhülle.
Folgend ist kurz erläutert wozu die einzelnen Inhaltsstoffe dienen. Lotionen und Parfüme sind häufiger Bestandteil, um die zarte Babyhaut zu pflegen, vor Ausschlag zu schützen und um für einen angenehmeren Geruch zu sorgen. Zellstoff und superabsorbierende Polymere bilden den Saugkern, der Mikroplastik enthält. Auch wurden in der Vergangenheit bei unabhängigen Tests (Stiftung Warentest) Spuren von Pestiziden, Dioxinen und anderen Giftstoffen in Einwegwindeln nachgewiesen. Auch grundsätzlich harmlose Inhaltsstoffe können bei empfindlichen oder allergischen Kindern starke Ausschläge auslösen.
Der Anteil an Bestandteilen aus nachwachsenden Rohstoffen ist oft sehr gering, in einigen Windeln sogar komplett durch synthetische Bestandteile ersetzt. Dies macht die Windel leichter und saugfähiger, jedoch noch weniger nachhaltig.
Trotz aller Zahlen und Fakten bleibt die Einwegwindel wohl weiterhin unangefochtene Nummer 1 an den Wickeltischen. Jedoch findet langsam ein Umdenken statt, eine Studie der Vereinten Nationen von 2021 hat Ökobilanzen von Windelsystemen innerhalb der letzten 20 Jahre analysiert. Sie kommen zu dem eindeutigen Ergebnis, dass der Einsatz von Stoffwindeln ökologisch sinnvoller ist. Auch große Windelhersteller haben das Problem erkannt und forschen bspw. an kompostierbaren Windeln. Auch wenn diese nur zum einmaligen Gebrauch konzipiert wären, so würden sie unsere Umwelt doch ein großes Stück entlasten.
Quellen:
Bundesministerium für Umwelt Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz “Mai 2019: Umweltfreundliche und gesunde Windeln”
Quarks; 23.11.21: “Welche Windeln sind am besten für die Umwelt?”)
Quarks; 23.02.22: “Darum sollten wir über Methan sprechen”
www.globometer. com “ANZAHL DER GEBURTEN WELTWEIT”
www.destatis.de “Geburten”